Digitales Lernen in Schleswig-Holstein mit vielen Lücken:

795 öffentliche allgemeinbildende und berufsbildende Schulen gibt es in Schleswig-Holstein. 477 von ihnen haben sich für die Nutzung der vom Land bereitgestellten Lernplattform itslearning angemeldet. 451 Schulen können diese bisher tatsächlich nutzen, darunter 238 Grundschulen und 107 Gemeinschaftsschulen. Was die tatsächliche Nutzung angeht, lohnt sich ein genauerer Blick, sagt Martin Habersaat. Der SPD-Landtagsabgeordnete aus Reinbek hat genauer hingesehen: Theoretisch hätten 19.946 Lehrkräfte und 184.925 Schüler*innen die Möglichkeit, itslearning zu nutzen – aber nur ein Bruchteil macht von dieser Möglichkeit Gebrauch: nämlich 8.300 Lehrkräfte (41,6 Prozent) und 46.200 Schüler*innen (25 Prozent). Nicht einmal die Hälfte der Lehrkräfte und gerade einmal ein Viertel der Schüler*innen, die itslearning nutzen könnten, tun das. Und bezogen auf alle etwa 361.700 Schüler*innen und alle etwa 29.000 Lehrkräfte sind es nur 12,8 Prozent bzw. 28,6 Prozent. Habersaat: „Damit sind zwei Monate nach Beginn des Schuljahrs 2022/23 drei fatale Lücken zu konstatieren: Das Versprechen Daniel Günthers, in diesem Jahr alle Schüler*innen mit Endgeräten auszustatten, wird nicht erfüllt. Das Schulgesetz regelt nicht, was zum Thema ‚Digitales Lernen‘ im Jahr 2022 zu regeln wäre. Und ob Schüler*innen und Eltern sich auf die Nutzbarkeit bzw. die Nutzung einer Lernplattform verlassen können, hängt in Schleswig-Holstein vom Zufall ab – ein Armutszeugnis.“
Noch ein zweites Problem mache die Antwort auf die Kleine Anfrage 20/240 deutlich. Habersaat: „Längst sind multiprofessionelle Teams an vielen Schulen selbstverständlich, längst gehören beispielsweise Schulassistent*innen, Sozialpädagog*innen und Mitarbeiter*innen in Ganztagsangeboten zum pädagogischen Team. Diesen ist die Nutzung von itslearning nach aktuellem Stand verwehrt. Damit ist klar, dass sowohl das Lernmanagementsystem als auch unser pädagogisches Personal hinter ihren Möglichkeiten bleiben (müssen).“ Immerhin tue die Ministerin, was diese Koalition am liebsten tue: sie prüft. In diesem Fall die Möglichkeit, den Zugriff auf alle pädagogisch Tätigen an einer Schule zu erweitern. „Das würde besser zu den heutigen Herausforderungen passen, vor denen unsere Schulen stehen. Es ist schade, dass diese Prüfung nicht schon erfolgt ist und umso mehr zu hoffen, dass sie bald zu einem positiven Ergebnis führt.“