Ein Kommentar von Durmis Özen, Beisitzer im Kreisvorstand der SPD-Stormarn, zu den widersprüchlichen und zunehmend gesundheitsgefährdenden Ankündigungen der Kieler Bildungsministerin Karin Prien:
Nach der Presseerklärung der Bundeskanzlerin am 5. Januar stand fest: Der Lockdown wird bis Ende Januar verlängert, in Teilen sogar verschärft und die Schulen bleiben bis zum Beginn des zweiten Halbjahres geschlossen. Schleswig Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther unterstreicht noch am selben Abend im Fernsehen, dass die Schulen im Lande vorerst geschlossen bleiben. Fast möchte man meinen, dass nun alle Schülerinnen und Schüler im Land von zuhause Homeschooling machen, wenn sie nicht zur Notbetreuung gehen.
In Schleswig-Holstein bedeutet das allerdings nicht, dass man jetzt in irgendeiner Form Planungsicherheit hätte. Wie schon vor dem Dezember-Lockdown und auch schon im letzten Frühjahr überschlägt sich das Kieler Kultusministerium mit kurzfristigen, sich widersprechenden Ankündigungen und schafft mit diesem Chaos nur unnötige Unruhe und Verunsicherung.
Neues Highlight in dieser unrühmlichen Reihe aus dem Bildungsministerium ist die angekündigte Präsenzpflicht für die SchülerInnen der Abschlussklassen.
Bereits einen Tag nach der gemeinsamen Erklärung der Bundeskanzlerin und der Regierungschefinnen und –chefs der Länder hörte man am 6. Januar aus Kiel, dass die Abschlussklassen Unterrichts- und Vorbereitungsangebote bekommen sollen. – Welch großes Glück, mag da noch ein mitfühlender Mensch gedacht haben. Was wäre wohl sonst beim Homeschooling der Abschlussklassen passiert? Möglicherweise hätten die SchülerInnen der Abschlussklassen plötzlich frei gehabt und die LehrerInnen hätten gar Urlaub Bereits am 7. Januar gab es schon die nächste neue Vorgabe aus dem Hause der Ministerin Prien.
Lern- und Vorbereitungsangebote in den Schulen in Präsenz kündigt die zweite Corona-Schulinformation aus dem Jahre 2021 an. Aulen und Turnhallen sollen nun genutzt werden, damit der Präsenzunterricht nach regulärem Stundenplan mit ausreichendem Sicherheitsabstand vor Ort durchgeführt werden kann.
Im Klartext bedeutet das, dass während ganz Deutschland die Kontakte reduziert, weiterhin jeden Morgen hunderte SchülerInnen aus den Abschlussklassen und aus der Notbetreuung mit dem vollen Bus zu ihrer Schule fahren.
Dass das Kultusministerium hierbei seine gesundheitliche Fürsorgepflicht für die Minderjährigen und die Lehrkräfte komplett vernachlässigt, ist nur schwer erträglich! Es reiht sich aber wunderbar ein in die, nach Monaten intensiven Grübels endlich gefundene, kostengünstigste Lösung zum Schutz vor einer Ansteckung in der Herbst- und Winterzeit:Alle 20 Minuten Stoßlüften!
Da fragt man sich, ob im so sehr um die Bildung der Kinder und Jugendlichen bemühten Ministerium nicht auch mal gelüftet werden könnte, damit da mal ein paar neue Ideen durchs Haus wehen, die nicht nur vorgeben am Wohl der Schülerschaft interessiert zu sein.
Es fällt schwer an die Kompetenz dieser Ministerin zu glauben, wenn man bedenkt, dass ein erneuter und dann verlängerter Lockdown schon seit langer Zeit absehbar gewesen ist. Doch statt den Schulen den notwendigen Spielraum zu geben, um an Hand der örtlichen Möglichkeiten abzuwägen, welche Form des Distanzunterrichts in den kommenden Wochen tatsächlich umsetzbar ist, überschlägt sich das Kultusministerium in immer kürzer werdenden Abständen mit immer widersprüchlicheren Vorgaben.
Schulleitungen und Lehrkräfte, die in diesen Tagen neben dem „alltäglichen“ Unterricht unter Pandemiebedingungen eigentlich damit beschäftigt wären, die Halbjahreszeugnisse vorzubereiten, kommen nicht mehr hinterher mit dem Vorbereiten von Alternativplanungen. Innerhalb kürzester Zeit wird jeder noch so durchdachte und gerade noch praktikable Plan durch eine neue Ankündigung aus dem Bildungsministerium über den Haufen geworfen.
So scheitert zum Beispiel das Distanzlernen in den anderen Jahrgängen unter anderem daran, dass die digitale Ausstattung in den Schulen zum Teil so schlecht ist, dass es schlicht unmöglich ist, nach dem Präsenzunterricht für die Abschlussklassen „mal eben schnell“ eine Videokonferenz in einem anderen Jahrgang zu machen. Es gibt einfach keine ausreichende Internetverbindung in der Schule. Die LehrerInnen müssten also schnellstmöglich nach Hause, um dort die nächste Videokonferenz zu starten. Der Spagat zwischen Präsenz- und Distanzlernen ist also schon aus technischen Gründen zum Scheitern verurteilt und gefährdet durch heimwärts rasende Lehrkräfte auch noch die Verkehrssicherheit bei Eis und Glätte.
Es ist auch schwer zu verstehen, weshalb es nun besser sein soll, wenn man mit 30 Jugendlichen in der Turnhalle steht. Kurze Videos, Animationen und Bilder können ohne weiteres in einer Onlinepräsentation eingebunden werden und die SchülerInnen können an Projekten arbeiten, ohne sich dabei zu gefährden. Die vielfältigen Möglichkeiten des Online-Unterrichts sind weitaus abwechslungsreicher und besser nutzbar als die Optionen in einer kahlen und kalten Turnhalle. Viele Lehrkräfte und Familien mit Kindern haben sich inzwischen auf eigene Kosten einen vernünftigen Online-Arbeitsplatz zuhause eingerichtet. Während die Familien mit geringerem Einkommen immer doch darauf hoffen, dass die Leihgeräte, die über die Schulen ausgegeben werden sollen, auch endlich in der Schule ankommen.
Und da nebenbei auch noch Zeugnisse generiert werden müssen, bleibt nur noch eine Möglichkeit um zeitlich alles unter einen Hut zu bringen: Die Zeit für die Unterrichtsvorbereitung fällt kürzer aus und am Ende müssen die Kinder und Jugendlichen in Schleswig-Holstein das ausbaden, was das Bildungsministerium anzettelt!
Die Kieler Chaostage im Kultusministerium wären vermeidbar, wenn Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien mehr Interesse für die Probleme in unseren Schulen zeigen würde und durch eine vorausschauende, verlässliche Planung die Schulen und die Familien in dieser corona-dominierten Zeit unterstützen würde. Es wäre auch wünschenswert, wenn bis zu den Kindern in den Förderzentren an alle gedacht würde.
Die Kieler Konzepte sind nicht umsetzbar, frustrieren alle, denen die Bildung wichtig ist, und verbrauchen unnötig viel an Energie, die jetzt für den Unterricht und die Vorbereitung der Halbjahreszeugnisse gebraucht wird.
Kein Wunder, dass eine Lehrerin in einem „Wutbrief“ zu folgenden Fazit gelangt:
„Bitte bedenken Sie bei Ihren Entscheidungen, dass nicht nur die Abschlussklassen relevant sind und lassen Sie den Schulen bei der Planung in der Phase mehr Freiraum! Wir kennen unsere Ausstattung, unsere Schule und vor allem unsere Schülerinnen und Schüler!“
Dem kann man sich nur anschließen. Hören Sie auf die Leute aus der Praxis! Ob Schulleitung, Schüler-oder Elternvertretung, Lehrerkräfte oder Gewerkschaft. Allen, die in der Praxis stehen, liegt das Wohl der Kinder und Jugendlichen am Herzen. Auch hier fährt man „auf Sicht“ und sieht, dass das so nicht weitergehen kann!
Durmis Ă–zen Palma
im Kreisvorstand der SPD Stormarn zuständig für Bildungsthemen
oezen.spd-luetjensee@gmx.de
Dazugehörige Pressemitteilung
Kieler Chaostage im Kultusministerium
Bad Oldesloe – Die SPD-Stormarn kritisiert scharf die neuesten Ankündigungen aus dem CDU geführten Kieler Bildungsministerium zum verpflichtenden Präsenzunterricht für die Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen ab dem 11. Januar.
„Die Ankündigungen der Bildungsministerin Karin Prien widersprechen sich innerhalb kürzester Zeit und sind zunehmend gesundheitsgefährdend“, so Durmis Özen, der im Kreisvorstand der SPD-Stormarn für Bildungsbelange zuständig ist.
„Die Kieler Chaostage im Kultusministerium wären vermeidbar, wenn Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien mehr Interesse für die Probleme in unseren Schulen zeigen würde und durch eine vorausschauende, verlässliche Planung die Schulen und die Familien in dieser corona-dominierten Zeit unterstützen würde. Es wäre auch wünschenswert, wenn bis zu den Kindern und Jugendlichen in den Förderzentren an alle gedacht würde“, so Özen weiter, der auch in der „Arbeitsgemeinschaft für Bildung“ (AfB) der SPD auf Landesebene aktiv ist.
Die Kieler Konzepte sind seiner Einschätzung nach nicht umsetzbar, frustrieren alle, denen die Bildung wichtig sei, und verbrauchen unnötig viel an Energie, die jetzt für den Unterricht und die Vorbereitung der Halbjahreszeugnisse gebraucht werden würde.