Zur aktuellen Kritik an der von Seiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern vorbereiteten Umweltstiftung, die zugleich den Weiterbau von Nord Stream gewÀhrleisten soll, erklÀrt die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer:
âOhne Zweifel verlangen Klimaschutz und eine zu beschleunigende Energiewende die Abkehr von allen fossilen Energien, somit auch von Erdgas. Deswegen darf es auch nicht zur Eröffnung weiterer MĂ€rkte, etwa fĂŒr US-amerikanisches Fracking-Gas kommen, dessen Gewinnung wir auf Initiative der SPD in Deutschland richtigerweise gesetzlich verboten haben.
Insofern verfehlt die Kritik an der jetzt von Seiten der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern auf den Weg gebrachten Stiftung das Thema und ignoriert drĂ€ngenden Handlungsbedarf. Dieser liegt darin, die unter PrĂ€sident Trump eingefĂŒhrten widerrechtlichen Sanktionen zurĂŒckzuweisen, die dem einzigen Zweck dienen, US-amerikanisches Fracking-Gas (LNG) auf den deutschen und europĂ€ischen Markt zu bringen und damit zugleich Russland als Handelspartner zurĂŒckzudrĂ€ngen und zu schaden. SchlieĂlich stammen die russischen Staatseinnahmen zu einem GroĂteil aus VerkĂ€ufen von fossilen Energien. Eine fortgesetzte AbhĂ€ngigkeit eines Staates von fossilen Ressourcen bedroht angesichts von Klimawandel und Ressourcenverknappung die StabilitĂ€t eines Staates, Frieden und VölkerverstĂ€ndigung. Deutschland sollte insofern im Interesse eines stabilen Kontinentaleuropas und in Fortschreibung von âWandel durch AnnĂ€herungâ jenseits der fast fertiggestellten Nord Stream 2 die Kooperation mit Russland dahingehend stĂ€rken, den Ausbau und Umstieg auf Erneuerbare Energien auch in Russland voranzubringen. Auch hierfĂŒr kann die Stiftung in Mecklenburg-Vorpommern einen BrĂŒckenkopf bilden.
Die USA mischen sich unter VerstoĂ gegen das völkerrechtliche Interventionsverbot in die energiepolitische SouverĂ€nitĂ€t der Bundesrepublik Deutschland ein, indem sie deutschen und europĂ€ischen Unternehmen illegal mit hohen finanziellen Verlusten drohen, wenn sie sich im Einklang mit der demokratischen gefassten Entscheidung zum Bau der Nord Stream 2 Pipeline an deren Fertigstellung beteiligen. Darauf muss Deutschland reagieren. Bislang konnten die Auswirkungen der rechtswidrigen Sanktionen nicht wirksam abgewendet werden. Die Stiftung ist nun ein offenkundig wirksamer Weg. Zugleich zeigt der Hergang auch auf, dass es grundsĂ€tzlichen Handlungsbedarf im Umgang mit illegaler Sanktionspraxis aus dem Ausland gibt. Vor erpresserischen Methoden – auch im Kontext von AuĂenhandel – mĂŒssen Staaten ihre nationale SouverĂ€nitĂ€t sowie ihre Unternehmen und ArbeitnehmerInnen schĂŒtzen.
Aktuell wird unter anderem vom EuropĂ€ischen Parlament diskutiert, wie man europĂ€ische Unternehmen vor illegalen Sanktionen von EU-Drittstaaten effektiv schĂŒtzen kann. Solange auf europĂ€ischer Ebene noch kein geeigneter Mechanismus existiert, sind Regierungen gehalten, andere Wege zu finden, um die Auswirkungen einer widerrechtlichen Sanktionspraxis auch in der Praxis abzuwehren und um unsere nationale SouverĂ€nitĂ€t zu wahren.
Wer heute den von MinisterprĂ€sidentin Manuela Schwesig unterbreiteten Weg ablehnt, steht in der politischen Pflicht, Alternativen fĂŒr eine in der Praxis wirksame Abwehr gegen US-amerikanischen Auswirkungen widerrechtlicher Sanktionen zu bieten.â