Martin Habersaat zur Diskussion um WiPo als Pflichtfach an den Schulen in Schleswig-Holstein:
Die Welt ist im Wandel. SchĂŒlerinnen und SchĂŒler haben das BedĂŒrfnis, sich mit der Suche nach Antworten auf Rechtsextremismus, Klimawandel und Digitalisierung zu beschĂ€ftigen. Es muss in der Schule reflektiert werden, wie die Demokratie und ihre Institutionen auf solche und andere Herausforderungen reagieren, und die Schule muss vermitteln, wie unsere Demokratie funktioniert und warum ein guter Kompromiss unterschiedliche Argumente voraussetzt. Wer eines Tages Verantwortung fĂŒr sich und andere ĂŒbernehmen soll, braucht mehr politische Bildung und nicht weniger. Vielleicht sollten wir ĂŒber eine Umbenennung des Faches in Politik und Wirtschaft sprechen.
WiPo-Unterricht kann im Rahmen der Kontingentstundentafel in der Mittelstufe nahezu völlig umgangen werden. Nach den PlĂ€nen der Landesregierung zur neuen Oberstufenverordnung, die ohnehin eine Verordnung der verpassten Chancen ist, wĂ€re ein Abitur in Schleswig-Holstein denkbar, bei dem nur in der 11. Klasse zwei Wochenstunden WiPo besucht wurden. Das sollte so nicht sein dĂŒrfen. Wir mĂŒssen uns dringend ĂŒber mehr WiPo unterhalten, nicht ĂŒber weniger! Das gilt auch fĂŒr unsere Gemeinschaftsschulen, an denen weniger WiPo-Unterricht gegeben wird als an den Gymnasien (vgl. die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung âWer hat, dem wird gegebenâ). Deshalb braucht es verpflichtende Wipo-Inhalte ab Klasse fĂŒnf und mehr Wipo-Pflichtstunden ab Klasse sieben.
Es war erschreckend, dass Ende letzten Jahres eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergab: Demokratiebildung ist fĂŒr LehrkrĂ€fte in Deutschland eher von mittlerer Bedeutung. Lediglich 16 Prozent der Befragten hatten sich im Lehramtsstudium mit politischer Bildung und Demokratievermittlung intensiv auseinandergesetzt. Im Ranking âPolitische Bildung 2018â der UniversitĂ€t Bielefeld zeigte sich, dass politische Bildung in den Schulen schwĂ€cher vertreten ist als beispielsweise Geschichte und Geografie. Schleswig-Holstein nimmt in diesem Ranking eine vordere Position ein. Diese hat Frau Prien von ihren VorgĂ€ngerinnen geerbt. Wir wĂŒnschen uns, dass sie diese Position ausbaut und nicht gefĂ€hrdet – erst recht nicht im von ihr selbst ausgerufenen âJahr der politischen Bildungâ.
Links:
FES: Wer hat, dem wird gegeben
Bertelsmann: Demokratiebildung an Schulen
UniversitÀt Bielefeld: Ranking Politische Bildung 2018