Habersaat: Hamburg macht es besser
Im Jahr 2021 wurden zum dritten Mal nach 2011 und 2016 zentrale Kompetenzen am Ende der 4. Jahrgangsstufe in Deutsch und Mathematik bundesweit verglichen. Das Ergebnis für Schleswig-Holstein war alarmierend: Es ging in allen Bereichen bergab, in der Orthografie und in Mathematik sogar deutlich stärker als im Bundesschnitt. In sechs von 14 Ländern findet sich eine Verstärkung der sozialen Ungleichheiten, darunter Schleswig-Holstein. Martin Habersaat ist bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Abgeordneter aus Reinbek. Er sagt: „Zunehmend wird das Fehlen eines Grundwortschatzes bei einzuschulenden Kindern beobachtet. Andererseits zeigen Länder wie Hamburg, dass ein funktionierender Übergang geeignet ist, dem Ziel der Bildungsgerechtigkeit zumindest näherzukommen.“ Die SPD-Landtagsfraktion hat deshalb zwei Anträge zur nächsten Landtagstagung gestellt, um vom Hamburger Vorbild zu lernen und die Expertise von Kitas und Grundschulen beim Übergang besser zu nutzen.
Die Grundüberlegung: Kinder kommen mit unterschiedlichsten Voraussetzungen an den Grundschulen an. Diese müssen ihre Schülerinnen und Schüler ausgehend vom unterschiedlichen Entwicklungsstand in den basalen sprachlichen, mathematischen und sozial- emotionalen Kompetenzen individuell fördern. Das gelingt umso leichter, je besser die Vorarbeit in der Kita ist und je besser darauf aufgebaut werden kann. Der Übergang von der Kita in die Grundschule ist deshalb ein entscheidender Zeitpunkt für die Bildung von Kindern. Die SPD will deshalb „blinde Flecken“ beseitigen und mehr Informationen über diesen Übergang sammeln. Warum besuchen manche Kinder keine Kita? Wo verhindert Datenschutz wichtigen Informationsaustausch unter pädagogischen Fachleuten? Welche Standards für Sprachförderkurse sollte es im Land geben? Das ist der eine Antrag. Im anderen geht es um die Übernahme eines Erfolgskonzepts aus der Nachbarstadt: Ein Vorstellungsverfahren für alle Kinder im Alter von viereinhalb Jahren an einer Grundschule. Dabei hätten die Eltern Gelegenheit, sich über Möglichkeiten der Einschulung für ihr Kind in Schleswig-Holstein und gute Ausgangsbedingungen für den Schulstart beraten zu lassen. Diese Grundschule würde bei Bedarf, und nach Absprache mit den Sorgeberechtigten, weitere Kontakte herstellen. Sind besondere Vorbereitungen für die Einschulung eines Kindes zu treffen, kann die Schule diese frühzeitig einleiten und Ansprechpartner bis zur Schulanmeldung bleiben. Diese könnte auch an einer anderen Grundschule stattfinden.
Habersaat: „In Hamburg ist das Screening der Viereinhalbjährigen seit vielen Jahren geübte Praxis. Kein anderes Bundesland hat sich bei den IQB-Studien in den letzten zehn Jahren so stark verbessert wie Hamburg, was auch auf diese Vorgehensweise zurückgeführt wird.“ Die Vorstellung der Viereinhalbjährigen stellt nach seiner Auffassung ein wichtiges Bindeglied beim Übergang von der Kita in die Schule dar, bei der auf die fachliche Expertise aus Kita und Grundschule zurückgegriffen werden könnte. „Oft steht die sprachliche Entwicklung im Mittelpunkt, selbstverständlich sollen aber auch die körperliche, kognitive und emotionale Entwicklung einbezogen werden. Das Vorstellungsgespräch bietet Eltern und Kind die Chance, einen ersten Einblick in die Schulen und die Möglichkeiten, die sie bieten, zu gewinnen. Eltern haben dabei die Gelegenheit, Antworten auf alle Fragen zur Einschulung und zu möglichen Erwartungen, die an ihr Kind gestellt werden, zu erhalten.“ Für die Grundschulen eröffne sich durch dieses Verfahren die Möglichkeit, die Bedingungen bis zur Einschulung zu verbessern und möglichst gute Startchancen für jedes Kind zu erreichen.
SPD-Anträge zur Landtagstagung vom 12.-14. Juli:
https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/drucks/01100/drucksache-20-01143.pdf
https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/drucks/01100/drucksache-20-01144.pdf
Schriftlicher Bericht der Landesregierung auf Antrag von SPD und SSW:
https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl20/drucks/00900/drucksache-20-00931.pdf
IQB-Studie / Länderauswertung Schleswig-Holstein: