Änderungen im „Heizungsgesetz“ sollen kommen: Regelungen müssen für Bürger und Handwerk gleichermaßen zu schultern sein
Der heimische Bundestagsabgeordnete Bengt Bergt (SPD) will gemeinsam mit der Wirtschaft Möglichkeiten ausloten, um die Energiewende zum „Jobmotor“ zu machen. Erste Gespräche gab es beim Sommerempfang des Stormarner Handwerks, weitere sollen mit dem Landes-Handwerk folgen. Bergt: „Wenn wir es richtig machen, ist die Energiewende für junge Menschen eine Riesenchance – und umgekehrt.“
Schon 2015, also weit vor dem beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren, arbeiteten in Schleswig-Holstein fast 20.000 Menschen in der Branche: etwa 9700 Arbeitsplätze entfielen dabei auf Onshore-Wind-Industrie, 2500 auf Offshore, 5100 auf Biomasse, 700 auf Photovoltaik, 400 auf Solar- und Geothermie. „Das zeigt, welches Job-Potenzial in unserer Wirtschaft schlummert“, zeigt sich der SPD-Abgeordnete zuversichtlich. „Egal, ob wir eine Windenergieanlage aufbauen oder ein Solardach installieren – wir brauchen dafür qualifizierte Fachkräfte. Und damit junge Auszubildende, die sich für das Handwerk entscheiden. Mein Appell: Ergreift die Chance!“ Ohne die nötigen Fachkräfte werde die Energiewende nicht gelingen. Schätzungen zufolge fehlen in den nächsten Jahren Zehntausende Arbeitskräfte in der Branche.
Bergt ist davon überzeugt, dass flexiblere Ausbildungsmodelle ein Schlüssel sein können, um mehr junge Menschen für das Handwerk zu gewinnen. „Es gibt bereits kürzere Ausbildungen, zum Beispiel im Baubereich. Vielleicht wäre das ein gutes Modell auch für andere Handwerksbereiche – natürlich mit der Perspektive, wenn man möchte, noch draufsatteln zu können.“ Bei der Ausbildung müsse man kreativer werden, Interessen von Handwerk und Jugend besser zusammendenken. „Neue Modelle wie eine kürzere, modulare Ausbildung können ein echter Mehrwert sein – für junge Leute, Wirtschaft und Energiewende gleichermaßen.“ Über ungenutzte Potenziale im Handwerk und mögliche politische Unterstützung will sich Bergt in den nächsten Wochen bei der Handwerkskammer in Lübeck näher austauschen.
Auch das derzeit viel diskutierte sogenannte „Heizungsgesetz“ war Thema beim Handwerksempfang in Stormarn. Es soll unter anderem geregelt werden, dass ab 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden muss. „Die Verunsicherung ist da“, weiß Bergt, beruhigt aber: „Wir sind dran.“ Für die SPD sei klar, dass Umbaumaßnahmen auch für ,schmale Schultern‘ bezahlbar sein müssen. Hierfür werde es finanzielle Unterstützung geben, „wenn es nach der SPD geht, sozial gestaffelt“. Mit Blick auf das Handwerk ergänzt der Bundestagsabgeordnete: „Vorschriften und Fristen müssen so ausgestaltet sein, dass sie sowohl für die Menschen zu schultern als auch für das Handwerk zu bewerkstelligen sind. Die hehrsten Ziele nützen nichts, wenn sie am Ende nicht zu schaffen sind. Hier sind wir dran.“