Heute hat die OECD die internationale Vergleichsstudie PISA 2022 veröffentlicht. Getestet wurden die Kompetenzen im Lesen, in Mathematik und in den Naturwissenschaften. Die 15-Jährigen in Deutschland fallen bei PISA 2022 in allen Kompetenzbereichen auf die niedrigsten Werte ab, die hierzulande im Rahmen von PISA je gemessen wurden. Aber auch andere Ergebnisse bereiten Grund zur Sorge, sagt Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Abgeordneter aus Reinbek:
„Wir bekommen die Befunde der IGLU-Studie sowie der IQB-Bildungstrends 2021 und 2022 bestätigt. Aber was die Lebenszufriedenheit junger Menschen angeht, liefert uns PISA zusätzlichen Grund zur Sorge. In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Wollen wir Zusammenhalt? Es sind die großen Fragen, die wir uns anlässlich des neuerlichen PISA-Schocks stellen müssen. Die Ergebnisse sind erschütternd, in den Fächern, aber eben auch im menschlichen Miteinander: Zwölf Prozent der 15-Jährigen fühlen sich in ihrer Schule einsam, 22 Prozent geben an, mit ihrem Leben nicht zufrieden zu sein, 21 Prozent sind eigenen Angaben zufolge mindestens ein paar Mal pro Monat Opfer von Mobbing. Es darf nicht sein, dass unsere Kinder sich an den Schulen nicht wohlfühlen, an denen sie nun einmal einen großen Teil ihres Tages verbringen. Wer jetzt nur nach einer Stärkung der Basiskompetenzen ruft, verkennt, dass wir es mit jungen Menschen zu tun haben, die einen Anspruch auf ganzheitliche Bildung und Entwicklung haben.
Zweitens müssen wir uns bewusst machen, dass die soziale Schere nicht in der Mittelstufe aufgeht, sondern schon in den ersten sechs Lebensjahren. Die Schule kann, und das bekommen wir seit Jahren wieder und wieder bitter bescheinigt, dann nicht mehr alles auffangen. Hamburg hat mit dem Screening von Viereinhalbjährigen und verbindlichen -und kostenlosen!- Förderangeboten einen Weg eingeschlagen, dem die anderen Länder, auch und gerade das Nachbarland Schleswig-Holstein, folgen sollten.
Als Lehrer hatte ich immer die Zuversicht, mit meiner Arbeit etwas für gesellschaftlichen Zusammenhalt und für Bildungsgerechtigkeit tun zu können. Als Vater verlange ich von mir und allen anderen Politiker*innen, diese Zuversicht nicht aufzugeben und solche erschreckenden Entwicklungen nicht einfach hinzunehmen. Der erste PISA-Schock hat zu Bewegung im Bildungssystem geführt. Das muss jetzt wieder so sein.“