Europäische Wertschöpfung stärken und Arbeitsplätze schaffen
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat Eckpunkte für eine Förderrichtlinie für die Errichtung von Offshore-Elektrolyseprojekten vorgelegt. Demnach soll die aktuell in der Nordsee für die Offshore-Wasserstoffproduktion vorgesehene Fläche SEN-1 in einem Stück ausgeschrieben werden. Zusammen mit der kürzlich erschienenen Aktualisierung des Flächenentwicklungsplanes führt dies zu einer Vervierfachung der ursprünglich vorgesehenen Fläche von 27 Quadratkilometern auf nunmehr 102. Der stellvertretende energiepolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Berichterstatter für Windenergie, Bengt Bergt, kritisiert die Entscheidung. Mit den vorgelegten Eckpunkten des Ministeriums sieht Bergt das Ziel, dass bis 2030 10 GW Elektrolysekapazitäten zur Herstellung von „grünem Wasserstoff“ entstehen, in Gefahr.
„Wir sind angewiesen auf erneuerbaren Offshore-Strom und auf ´grünen Wasserstoff´. Umso wichtiger wäre es, direkt nacheinander zwei kleinere Flächen auszuschreiben, um Investitionen nicht abzuwürgen. Durch die schiere Größe des Projekts werden die Investitionsrisiken technologiebedingt
unkalkulierbar“, betont der Abgeordnete. „Kleinere Flächen machen Teil-Investitionen möglich und geben den Flächenentwicklern Skalierungsperspektiven.“ Eine schrittweise Ausschreibung von Teilflächen, also nicht der vollen 102 Quadratkilometer, wäre aus Sicht Bergts hier deutlich praktikabler. „Klar ist: Wir wollen und brauchen einen schnellen Wasserstoffhochlauf – als Speichertechnologie und für Bereiche, in denen die Elektrifizierung in absehbarer Zeit technisch nicht möglich oder unwirtschaftlich ist. Aber das muss auch realisierbar sein.“
Hinzu kommt: Es gebe noch keine hinreichenden Fertigungskapazitäten für Offshore-Elektrolyseure mit einer Gesamtkapazität von rund 1 Gigawatt, die für die Ausschreibungsfläche von 102 Quadratkilometern benötigt würden. „Es gilt: Kleinteiliger denken bringt hier am Ende deutlich mehr“, so Bergt. „Das stärkt am Ende die Wertschöpfung und schafft Arbeitsplätze in Deutschland und Europa, wo Unternehmen in den Startlöchern stehen. Unser Ziel muss sein, dass Nord- und Ostsee zum Rückgrat unserer klimaneutralen Energieversorgung von Morgen werden“, fordert der Energieexperte der SPD-Bundestagsfraktion.
Hintergrund: Mit dem Windenergie-auf-See-Gesetz wurden konkrete Voraussetzungen für die Offshore-Wasserstoffgewinnung und deren Förderung gesetzt. Das Ziel ist, dass die Produktion von erneuerbarem Strom und „grünem Wasserstoff“ verknüpft werden. Mit Hilfe von Elektrolyseuren wird durch die Elektrolyse von Wasser Wasserstoff hergestellt. Da dieser mit erneuerbarem „Offshore-Strom“ produziert wird, handelt es sich um nachhaltigen „grünen Wasserstoff“. Für die Förderung entsprechender Projekte hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nun die Eckpunkte für eine Richtlinie veröffentlicht. Diese regelt im Wesentlichen die Fördermittelvergabe, die Verzahnung mit der jeweiligen Flächenvergabe, den Auszahlungsprozess und den Fördergegenstand.