Martin Habersaat sieht Diskussionsbedarf in den kommenden Monaten:
Mit viel Mühe und Liebe zum Detail hatten Angela Tsagkalidis und Heike Steube vom Elternbeirat der Erich Kästner Gemeinschaftsschule gemeinsam mit der GGG (Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule) den Elterntag der Gemeinschaftsschulen vorbereitet, der 2017 in Barsbüttel stattfand. Knapp 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren gekommen, um mit Staatssekretärin Dr. Dorit Stenke über bildungspolitische Weichenstellungen des Landes zu diskutieren und in Workshops ein breites Themenspektrum zu bearbeiten. Titel der Workshops waren unter anderen „Die Jungenkatastrophe – Lernen Mädchen anders als Jungen?“ oder „Begabungsförderung und Enrichment“.
In der Fragestunde mit Staatssekretärin Stenke und in zahlreichen Workshops haben knapp 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Elterntags der Gemeinschaftsschulen in der Erich Kästner Gemeinschaftsschule Barsbüttel gezeigt: Die Idee des längeren gemeinsamen Lernens ist stark in Schleswig-Holstein. Der Impulsvortrag der Staatssekretärin machte deutlich, welche Punkte die Diskussion in den kommenden Monaten und Jahren bestimmen werden, fand Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Landtagsabgeordneter aus Reinbek:
I. Die Regierung verschiebt die Hilfe für Schulen am Wind auf 2020
Viele Parteien hatten in ihren Programmen zur Landtagswahl die Forderung verankert, Schulen mit besonderen Herausforderungen künftig besonders zu unterstützen. Mit den Stimmen der SPD hat die Koalition beschlossen, dass die Landesregierung bis zum Ende des dritten Quartals 2018 ein entsprechendes Konzept vorlegen soll (Drucksache 19/208). Mit so einem Konzept könnten die entsprechenden Mittel mit dem Haushalt 2019 bereitgestellt werden. „Der Staatssekretärin kam nun die undankbare Aufgabe zu, eine Verschiebung dieser Hilfe auf 2020 zu verkünden.“
II. Kommt die Sortierung in drei Sorten Mensch mit der neuen Schulartempfehlung zurück?
Noch im Februar 2017 war die CDU der Auffassung, dass leistungsstarke Schülerinnen und Schüler von Gemeinschaftsschulen an Gymnasien wechseln sollen (Drucksache 18/5156). Im Herbst 2018 wird von der Landesregierung ein Konzept für die Förderung von Leistungsstarken Schülerinnen und Schülern vorgelegt werden. „Hier und bei der Schulartempfehlung, die künftig nicht mehr mündlich, sondern wieder schriftlich gegeben werden soll, wird deutlich werden, ob es Schritte zurück zum gegliederten Schulwesen geben soll. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn die Ankreuzmöglichkeiten lauteten: 1. Gymnasium; 2. Gymnasium oder Gemeinschaftsschule; 3. Gemeinschaftsschule.“
III. Gibt es ein Rollback bei der äußeren Differenzierung?
Laut Staatssekretärin können „sowohl die innere als auch die äußere Differenzierung die Basis für eine gute Schulentwicklung sein“. Äußere Differenzierung wäre im schlimmsten Fall die Einführung von abschlussbezogenen Klassen – also in alten Worten von Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialklassen ab Klasse 5. „Für die SPD ist aber gerade der Gedanke des gemeinsamen Lernens die Stärke der Gemeinschaftsschulen, vorbildlich umgesetzt vor allem an den ehemaligen Gesamtschulen. Es kommt darauf an, den Gemeinschaftsschulen die Ressourcen zu geben, die sie für ihre Aufgaben brauchen.“
Foto: Dieter Zielinski, Landesvorsitzender der GGG Schleswig-Holstein
Fotograf: Martin Habersaat, Rechte freigegeben