Beklemmend ist der Anblick, wenn vom Kinderschutzbund vor dem Ahrensburger Schloss für jedes in Armut lebende Kind eine Flagge in die Wiese gesteckt wird. Wütend macht mich, wenn als erste Reaktion hierauf die Zahlen des Kinderschutzbundes angezweifelt werden. Ist es denn das wichtigste Problem, ob es 4000, 7000 oder 2000 Kinder sind, die in Stormarn betroffen sind? Und wenn es nur 100 Kinder sind, dann sind es noch 100 Kinder zu viel!
Wichtiger ist, die Ursachen für Kinderarmut zu bekämpfen und den jetzt Betroffenen zu helfen. Kinderarmut ist Elternarmut! Elternarmut hat neben anderen Gründen zwei wesentliche Ursa-chen: zu niedriges Einkommen und zu hohe Mieten.
Die seit Jahren zunehmende Ausweitung des Niedriglohnsektors in Deutschland kann von der Kreispolitik kaum beeinflusst werden. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist kommunale Aufgabe und hierzu stehen auch reichlich Fördermittel von Bund und Land bereit. Wir brauchen in Stormarn eine kommunale Wohnungsgesellschaft, das jetzt geschlossene Bündnis für bezahlbares Wohnen kann nur ein erster Schritt sein. Ohne Beteiligung der Kommunen kann der Kreis ein Projekt Wohnungsgesellschaft aber nicht realisieren. Die Kommunen sind derzeit hierzu nicht bereit, hier gilt es, in den Kommunen viel Überzeugungsarbeit zu leisten.
Wir müssen aber auch jetzt den Betroffenen helfen, dies hat sich die SPD Stormarn auf ihre Fahnen geschrieben und die SPD-Kreistagsfraktion beschäftigt sich seit längerem mit diesem Thema. Der Kreis zahlt allein zur Abgeltung der Sozialstaffel in den Kitas rund 15 Millionen Euro im Jahr, wir haben landesweit die mit Abstand günstigsten Regelungen zur Geschwisterermäßigung und die Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (unter anderem für Schuldbedarf, Mittagessen, Klassenfahrten, Nachhilfeunterricht, Freizeitfahrten) helfen viel, und trotzdem reicht alles zusammen noch nicht aus. Solange wir die Ursachen für Kinderarmut nicht beseitigt haben, müssen wir den Betroffenen auch mit Kreismitteln helfen.
Ein Beispiel macht besonders nachdenklich. Regelmäßig werden Schülern Listen mit den Din-gen übergeben, die für den Schulbesuch von den Eltern beschafft werden sollen. Wir reden jetzt nicht über Bleistifte und Hefte, aber wenn hier auch verlangt wird, dass die Eltern so teure Schuldbücher wie z.B. Atlanten kaufen, dann ist das mit der garantierten Lernmittelfreiheit nicht mehr vereinbar. Dann reichen auch die 100 Euro jährlich für den Schulbedarf nicht aus, hier entlasten Land und Schulträger ihre Haushalte auf Kosten der Eltern. Das muss sich ändern!