Zum heute vom Bundeskabinett verabschiedeten Gesetzentwurf zur Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, EEG, erklÀrt die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer:
âDer heutige Kabinettsbeschluss eröffnet nun fĂŒr den Deutschen Bundestag die noch rechtzeitige Möglichkeit fĂŒr umfangreiche Befassung und Nachsteuerung. Sachlich muss das Parlamentarische Verfahren eine deutliche Ausweitung der Anreize zum Ausbau Erneuerbarer Energien erbringen, kombiniert mit dem Abbau weiterer Hemmnisse.â
Richtigerweise wĂŒrden einige der ĂŒber viele Jahre immer wieder benannten Hemmnisse mit dem Gesetzentwurf nun aufgegeben, so etwa die völlig kontraproduktive Regelung zu sogenannten Netzausbaugebieten. Anders als die Bezeichnung nahelege, sei diese eine gebietsbezogene Jahres-Mengenbegrenzung gegen einen weitergehenden Ausbau von Windenergie, erlĂ€utert die Umwelt- und Energiepolitikerin: âWenn aber Investoren nicht wissen können, ob ihr Ausbau noch unter diese Grenze fĂ€llt, schreckt dies ab und begrenzt den Ausbau, obwohl wir doch mit Blick auf die Klima- und Energiewendeziele zu wenig und nicht zu viel Ausbau Erneuerbarer Energien haben.â Auch der Energiewende-Pionier Schleswig-Holstein sei hiervon betroffen. Gleiches gelte auch fĂŒr die 2016 eingefĂŒhrten Ausschreibungspflichten. Insofern mĂŒsse die EEG-Novelle im parlamentarischen Verfahren auf Kurs gebracht werden â pro Hemmnisbeseitigung und beschleunigte Energiewende.
Scheer: âLeider manövriert der Gesetzentwurf im Photovoltaik-Bereich weitere Ausbaumengen in die Ausschreibungen und löst entsprechende Verpflichtungen bei der Windenergie nicht auf. Und dies, obwohl in Bezug auf Ausschreibungen in den letzten Jahren alle Warnungen eingetreten sind: ein massiver RĂŒckgang in der Akteursvielfalt und damit auch des Ausbaus insgesamt.â
Weniger als die HĂ€lfte der ausgeschriebenen Windenergie-Mengen wurden zuletzt vergeben, was sowohl preislich als auch der Menge nach kontraproduktiv sei, so Scheer und fĂŒgt an:
âSolange aufgrund von klimaschĂ€dlichen Subventionen nach wie vor keine Fairness im Wettbewerb gegenĂŒber Erneuerbaren Energien besteht, brauchen wir eine Preisgarantie jenseits von Ausschreibungen. Nur so kann auch in der Breite und dezentral ein beschleunigter Ausbau erreicht werden. Angesichts der massiven Folgelasten bei der Verbrennung fossiler Ressourcen und auch von Atomenergie, wird es preislich fĂŒr alle am gĂŒnstigsten, je schneller der Umstieg auf Erneuerbare Energien gelingtâ. Dies gelte auch in Bezug auf die viel beschworene Sektorkopplung â die VerknĂŒpfung zwischen dem Storm-, WĂ€rme- und Verkehrssektor.
âAuch fĂŒr ElektromobilitĂ€t inklusive Wasserstoffnutzung sowie zur StĂ€rkung heimischer wie europĂ€ischer Wertschöpfung und fĂŒr zukunftsfeste ArbeitsplĂ€tze brauchen wir eine flĂ€chendeckende dezentrale Ermöglichung Erneuerbarer Energienâ, so Scheer. Die heutige Strompreiskulisse sei hierbei ebenfalls ein massives und zu ĂŒberwindendes Hindernis.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer ist Mitglied im Ausschuss fĂŒr Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Mitglied im Ausschuss fĂŒr Recht und Verbraucherschutz sowie stellvertretende Vorsitzende des Parlamentarischen Beirats fĂŒr nachhaltige Entwicklung. Sie vertritt seit 2013 den Bundestagswahlkreis Herzogtum Lauenburg/Stormarn-SĂŒd, Schleswig-Holstein.
Als Initiatorin des âSozialdemokratischen Energiewende-Appellsâ, www.energiewende-appell.de, plĂ€diert sie mit inzwischen ca. 1600 MitunterzeichnerInnen fĂŒr einen Kohleausstieg bis 2030 und einen zu beschleunigenden Ausbau und Umstieg auf Erneuerbare Energien. Zu weitergehenden Forderungen vgl. aktuell auch: https://energiewende-appell.de/wp-content/uploads/2020/09/2020-08-28-Forderungspapier_Der-beschleunigte-Umstieg-auf-Erneuerbare-Energien-ist-eine-sozialstaatliche-Pflicht.pdf