Feier im Sozialkaufhaus Glinde:

Rechte freigegeben
1919 begründete Marie Juchacz die Arbeiterwohlfahrt und wurde auch deren erste Vorsitzende. Seit 100 Jahren kämpft die AWO, wie es auf ihren Webseiten heißt, „für Gerechtigkeit und Solidarität, für Vielfalt und Frauenrechte. Für ein menschenwürdiges Leben, in dem niemandem Almosen zugeteilt, sondern allen Chancen für Teilhabe ermöglicht werden.“ In ganz Schleswig-Holstein feiern die AWO-Ortsvereine das runde Jubiläum, in Glinde stieg die Party im Sozialkaufhaus in der Mühlenstraße. Deutlich über 100 Gäste konnte der AWO-Vorsitzende Hans-Peter Wehlen begrüßen, unter ihnen Glindes Bürgermeister Rainhard Zug und der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Martin Habersaat. Von einem „Familienfest“ sprach Habersaat in seinem Grußwort, in dem er auf gemeinsame Wurzeln von AWO und SPD einging und überlegte, was die SPD auf der Suche nach neuen Vorsitzenden von der AWO lernen könne.
Das Grußwort im Wortlaut:
„Liebe Jubilare, liebe Glinderinnen und Glinder,
wenn ein SPD-Abgeordneter zu einem AWO-Geburtstag eingeladen ist, dann fühlt sich das ein bisschen an wie bei einer Familienfeier. SPD und AWO haben die gleichen Wurzeln in der Arbeiterbewegung, und beide sehen mit Stolz auf ihre Ahnin Marie Juchacz zurück. Für die AWO ist sie wichtig als Gründerin und erste Vorsitzende, von 1919 bis 1933. Für die SPD ist sie unter anderem wichtig als Reichstagsabgeordnete und erste Frau, die in der Weimarer Nationalversammlung eine Rede hielt – am 19. Februar 1919. Vorher hatte sie mit der SPD das aktive und passive Wahlrecht für Frauen in der ersten deutschen Demokratie erstritten.
Die SPD hatte ihre erste weibliche Vorsitzende erst 98 Jahre später mit Andrea Nahles. Inzwischen hat sie die AWO aber überholt – mit den Interimsvorsitzenden Maly Dreyer und Manuela Schwesig waren schon drei Frauen an der SPD-Spitze, bei der AWO waren es mit Marie Juchacz und Lotte Lemke, von 1965 bis 1971, erst zwei. Lernen sollte die SPD von der AWO, was die Kontinuität im Vorsitz angeht. Seit 1919 hatte die AWO 12 Vorsitzende, die SPD ein paar mehr. Und auch die AWO Glinde zeichnet sich durch viel Kontinuität bei ihren Vorsitzenden aus – Hans-Peter Wehlen hat sich also ein Langzeitprojekt vorgenommen.
Seit gestern ist die Tour gestartet, mit der die SPD eine neue Kontinuität begründen und sich auf ihre Wurzeln besinnen will. Und hier bin ich wieder bei den Gemeinsamkeiten: In ihrem ersten Leitsatz schreibt die AWO: „Wir bestimmen – vor unserem geschichtlichen Hintergrund als Teil der Arbeiterbewegung – unser Handeln durch die Werte des freiheitlich-demokratischen Sozialismus: Solidarität, Toleranz , Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.“ Unsere Werte und Ziele teilen wir. Und dafür wollen wir uns auch die nächsten 100 Jahre gemeinsam einsetzen. Dafür alles Gute, eine gelungene Party und vielen Dank für die geleistete Arbeit!“